Für Muslime ist der Koran das Wort Gottes, seine letzte und abschließende Botschaft an die Menschen. Er steht in einer Reihe mit den großen Offenbarungsschriften des Christen- und Judentums, Evangelium, Thora und Psalter. Die ersten Verse des Korans wurden dem Propheten Muhammad in der 27. Nacht des Monats Ramadan 610 n. Chr. herabgesandt.
Nach seinem Tode im Jahre 632 n. Chr. wurden sämtliche Verse zu einem Buch zusammengetragen, dem Mushaf, der schriftlichen Fassung des Korans, wie wir sie heute kennen. Vor allem hat sich aber die Praxis des Auswendiglernens bis in unsere Zeit erhalten. Unter Muslimen gilt es als sehr ehrenvoll, den ganzen Koran auswendig nach bestimmten Leseregeln (Tadschwîd) vortragen zu können.
Der Koran ist keineswegs ein reines „Gesetzbuch“. Nur ein geringer Teil dieses reichen und vielschichtigen Textes beinhaltet konkrete Vorschriften. Im Vordergrund stehen vielmehr Themen wie die Schöpfung, das Jenseits und das moralische Handeln.
Der wichtigste Aspekt, die Grundlage der göttlichen Botschaft überhaupt, ist der „Tawhîd“, der Glaube an den einen und einzigen Gott. Er umfasst die Erkenntnis Gottes als Schöpfer und Erhalter allen Lebens, dem nichts und niemand zur Seite gestellt werden darf.
Der Mensch als vernunftbegabtes Geschöpf Gottes soll seine Lebensführung und sein Verhalten gegenüber seinen Mitgeschöpfen stets kritisch hinterfragen und entsprechend der Offenbarung verändern. Seine Handlungen im Diesseits werden nicht folgenlos für das Jenseits bleiben. Die Verheißung eines Lebens nach dem Tode ist ein zentraler Gedanke, der die Kapitel (Suren) des Korans wie ein roter Faden durchzieht.
Für Muslime ist der Koran ein lebenslanger Begleiter und Wegweiser, ein Zeichen für Allahs Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen. Er spendet Trost, macht Mut, gibt Antworten auf existenzielle Fragen oder Impulse, um das eigene Handeln zu überdenken. Die Lektüre des Korans ist ein intensives „Gespräch“ mit Gott. Sowohl als Muslim, aber auch als Nichtmuslim, sollte man sich nicht davon entmutigen lassen, manches nicht sofort zu verstehen. Der Koran hält für jeden Leser etwas bereit. Es kommt allein darauf an, sich ihm zu öffnen und ihm unvoreingenommen zu begegnen.